Es ist mal wieder so weit. Exakt vor einem Jahr habe ich diesen Artikel geschrieben, und fast genauso passiert es auch dieses Jahr wieder. In trauter Einmütigkeit finden zur gleichen Zeit in Berlin die CountryMusikMesse und CountryMusikMeeting statt – letzteres nach Aussage des Veranstalters mit qualitativ besserem Programm (Truck Stop, Larry Schuba u.v.a.). Das möge nun ein jeder für sich bewerten… Nett jedoch dieses Jahr: Wer bei der CMM spielt, darf auf dem CMM nicht antreten. Umgekehrt ist es ähnlich: wer auf dem CMM spielt, darf sich auf der CMM keinen Stand anmieten. Eine von beiden Veranstaltungen darf sich übrigens nicht mit ” CMM” abkürzen, das hat Ihr die andere CMM verboten. Mir aber nicht, ich darf abkürzen, wie ich will. Wer jetzt nicht gleich alles kapiert hat: In der Süddeutschen ist es nochmal erklärt.
Den Nutzen für die teilnehmenden Bands kann ich aus der Musikerfroschperspektive eh nicht ganz nachvollziehen. Ich spiele ja nun als Springer vom Dienst auf den Messen üblicherweise 3 bis 5 Slots pro Messe mit verschiedenen Formationen . Daß Bands von Veranstaltern gehört und daraufhin gebucht worden wären, ist eher eine Randerscheinung – und das ist noch geschmeichelt, in den letzten 4 Jahren ist zumindest mir kein einziger Fall gewärtig. So etwas würde sich doch rumsprechen, meint man. Da hat doch tatsächlich – haste nich gehört – der soll tatsächlich ne Buchung – tuschel – ääääh – nein. Das Publikum zahlt, die Bands zahlen, die Aussteller zahlen, die Fans zahlen darüber hinaus ordentlich via Telefonvoting zum deutschen Countrypreis. Das muß wohl der Aufschwung sein. Irgendwo schwingt da irgendwer auf. Sollte man meinen.
Ist mir aber ist das ziemlich egal, da *ich* nicht von Veranstaltern gebucht werde und auch keinen Messestand miete, sondern von den Bands gebucht werde, und das hat eigentlich immer ganz gut geklappt.
Ich düse in der überaus angenehmen Begleitung des Kollegen Christian Tournay am Samstag, den 4.2. in seinem komfortablen Volvo zur CMM (wie welche… ach ja, die im Postbahnhof). Die Slots:
13:30 mit Travis Truitt & Band,
16:50 mit Lobster House und
17:30 mit Gitty, die auf der letzten Messe den Preis für die Sängerin des Jahres abgeräumt hat – und dieses Jahr auch wieder nominiert ist.
Dann geht es wieder auf die Autobahn, um nach Süden in den verpassten Sonnenuntergang zu fahren, ganz getreu Sebbos Song “The highway never ends”. Nach 18 Stunden, 3 Gigs und 1000 km sind wir dann wieder zuhause. Muckerpack, faules.
Wie jedes Jahr ist mein musikalisches Wirken im Dezember geprägt von Weihnachtsfeiern jeglicher Coleur, gerne auch betrieblichen. Besäonders deutlich wird das ab dem 15.12. – zunächst in München mit der Ronny Nash Band bei einer Firmenfeier, wo meditativer und besinnlicher Bluegrass gegeben wird.
Weihnachtliche Gnade wäre am 16.12. nicht schlecht – hier kommt es wahrscheinlich dicke. Gegen 13 Uhr gibt Mountarillo auf der Weihnachtsfeier der Firma Schöller in Nürnberg meditativen und besinnlichen Honkytonk von sich. Open Air. Um 13:00, also zeitgleich, ist der Höhepunkt des für diesen Tag erwarteten meditativen und besinnlichen Orkans. Na ja, besser als letztes Jahr bei dieser Veranstaltung: Da herrschten -15C und es gab alkoholfreien Glühwein. Seitdem weiß ich genau: der gemeine Heizpilz ist der Stimmung von Holzinstrumenten genauso abträglich wie unverbleiter Glühwein der Stimmung der Belegschaft.
Samstag, den 17.12. bin ich dann mit Amarillo im Lucky in Fürth, wo meditativer und besinnlicher New Country gegeben wird. Und am Sonntag, den 18.12. um 18:04 dann mit Wulli & Sonja im (!) Henningerkeller – tief im Berg, im Gewölbe. Meditatives und besinnliches, wenn ich mich nicht täusche.
Samstag dann das letzte Konzert innerer Einkehr der 2011er Vorweihnachtszeit. Im Strohalm mit Wulli und Co wird eingekehrt, innerlich. Mit nachdenklichem Rock’n Roll. Und zwar kräftig. Hosianna.
Ich habe wie auch letztes Jahr über zwei Tage verteilt mehrere Slots auf der Countrymesse gespielt, und in den ewigen Spielpausen hängt man dann eben auch bei den Jungs von Höfner ab, schnorrt Salzstangen und befingert, was so rumsteht. Letztes Jahr hatte ich dann eine Verithin CT im Gepäck, als die Messe vorüber war. Dieses Jahr hatte ich den festen Vorsatz, nicht schon wieder Geld zu versenken.
(Nichtgitarristen können jetzt zum letzten Absatz springen, ohne etwas zu verpassen)
Na ja, es hat nicht sollen sein. Und dann ist es natürlich auch noch ein in Deutschland gefertigtes Modell geworden. Wobei die Höfner Club 50 wirklich ganz anders ist als alles, was ich bisher in den Fingern hatte.
Das fängt schon mal bei der schrulligen Mensur von 25 1/4 an – also in der Mitte zwischen Fender (25,5) und PRS (25),
Gewicht: Keines, treibt schwerelos vor dem Bauch. Fühlt sich jedenfalls so an.
Dann haben wir einen Ahornvollhohlkorpus mit Fichtendecke, mit makelloser Nitrolackierung – kleiner als ein Paulakorpus.
Ebenholzgriffbrett, Nullbund, eingeleimter Hals, Ahorn/Buche/Ahorn. Der Hals ist “schwebend” ausgeführt, ähnlich wie bei einer Geige.
Zwei “Bar”-Pickups, höhenverstellbar – Humbucker mit SC-Formfaktor.
Klang: komplett anders als alles, was ich je angefasst habe. Überraschend. Und – wie ich finde – grandios.
Wie beschreibt man so etwas…. beginnend bei der Hüllkurve: Antritt ist mit der schnellste mir bekannte überhaupt. Sehr deutlicher Anschlag. Sustain ist eher mittelprächtig, aber gleichmäßig und nicht schlecht.
Klang: Riesig, raumgreifend, immer transparent und *extremst* von Anschlag und Tonformung abhängig. So einen “tiefen”, wandelbaren Ton kannte ich bis dato nicht. Höhen sind reichlich und dabei angenehm da, mit fast akustischem Touch. Bässe sind groß und präzise, Gitarre im besten Sinne.
Spielgefühl: Zickig, die Gute. Technisch anspruchsvoll. Sauber intonieren will gelernt sein, und wer die Grundlagen vergessen hat, wird hier nachdrücklich daran erinnert, sich doch bitte mal wieder damit zu beschäftigen. Ich weiß nicht wirklich, woran das liegt. Ich hatte schon kürzere Mensuren, die da unkomplizierter sind. Mit den werksseitig installierten 10er Pyramids muß man sehr aufpassen, nicht irgendwie zu “verziehen”. Bünde: keine Ahnung, vielleicht einen Tacken höher als 6105er Dunlops. Keine Lagenmarkierungen an der Seite des Halses, was zusammen mit der ungewohnt kleinen Form bei den ersten größeren Lagenwechseln unweigerlich ins Fiasko führt.
Diese Zickigkeit ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist eine für mich in *dieser* Ausprägung einzigartige Formbarkeit des eh schon einzigartigen Tons. Mir ist jedefalls auf das heftigste die Kinnlade heruntergefallen, während die Ohren locker an Spiralfedern um den Kopf pendelten.
Probiert habe ich bis zum heftigen Crunch, welcher einen mit Ohrfeigendirektheit anspringt, die Ihresgleichen sucht. Uff.
Die Übersetzung der offenen Reihenmechaniken ist ungewohnt, man ist schnell mal über den Punkt drüber. Bei dieser Preislage hätte ich eigentlich etwas anderes erwartet, eventuell ist das der Tribut an die Tradition. Vielleicht auch bei Gewöhnung ganz gut. Wird sich finden. Wenn nicht wird operiert.
Die Umschaltung der Pickups geht über die Reglerplatte vor sich. Für mich bar jeder Ergonomie. Gründlicher kann man den Spielfluss nur mit einem PRS-5weg-Drehschalter unterbrechen. Gewöhnungsbedürftig, mal vorsichtig gesagt. Aber die Ergebnisse, wenn man die Pickups mischt sind – überraschend und anders als üblich (Wer hätte das gedacht). Aber ich werde mir jetzt nicht zu gitarrenpostillenüblichen Sprachverballhornungen wie “verschränkte Stimmlichkeit” oder “feste Strahlkraft” hinreißen lassen.
Gewöhnung ist sowieso das Zauberwort. Gewicht, Mensur, Form, Pickupumschaltung, Spielgefühl – alles ganz anders als bei den üblichen Verdächtigen. Na ja, eine entfernte Verwandschaft zu Gretsch könnte man vielleicht noch ansatzweise attestieren. So als angeheirateter ausgewanderter Ururgroßneffe. Den würde ich auf der Straße auch nicht erkennen, wenn ich es nicht wüßte.
Die Club 50 hat dafür gesorgt, daß ich am Samstag um 19:00 anfing und um 23:00 aufgehört habe, mit blödem Blick und leise sabbernd vor mich hin zu dudeln. So etwas gab es schon lange nicht mehr. Wenn das so weitergeht, kann es nicht lange dauern mit der Gewöhnung. Hoffentlich geht wenigstens das Sabbern wieder weg.
Tags: Club 50, Hofner, Höfner Club 50, Review
Ein ganz besonderes Highlight gibt es am Mittwoch, den 02.11.11 im Strohalm in Erlangen. Wilder Pilger Deluxe in bunt und – wer hätte es gedacht – elektrisch, mit besonders illustren Mitstreitern.
Diesmal nicht an der Cajon, sondern am Drumset: Christian Tournay, zusammen mit Alexandra Krings aus Köln. Die beiden haben zusammen schon die Musikhochschule Stuttgart unsicher gemacht, das nenne ich mal eine eingespielte Bass-Schlagzeuglinie.
Am Banjo Obi Barthmann, der einzige Mensch, der Kammermusik und Banjo in einem Satz sagen kann, ohne Belustigung zu erregen. Obi natürlich akustisch. Alles andere wäre Blasphemie.
Am Piano der großartige Michael Stahl, den ich im Rahmen der Turnoutserie der Grünen Halle Fürth kennenlernen durfte.
Und selbstverständlich the one and only Pilger, himself. Das ganze ist eine Art elektrifiziertes Unpluggedprojekt mit ungewissem Ausgang.
Warum elektrisch? Keine Ahnung. Hat sich so ergeben – nicht zuletzt aufgrund der räumlichen Situation im Halm. So ein Kontrabass trägt ja doch etwas auf. E-Bass mit Cajon – nee. Also dann mit Set. Wenn schon denn schon, also auch elektische Gitarre. Ich bin hochgespannt und freue mich wie blöde.
1000 Kilometer und zwei Gigs in 36 Stunden, das war das vergangene Wochenende – nicht so toll für den Teint, aber die Gigs mit Ronny Nash waren besonders spaßig – davon kann sich der geneigte Leser in der “CLIPS“-Sektion überzeugen.
Was liegt an? Morgen gibt es die Strohalmband – na wo? Klar, im Strohalm in Erlangen.
Aus dem Zwiebeltretergig am 15.10. wird aus logistischen Gründen nichts. 500 km zwischen einem Abendgig (mit Abbauen bis 03:00) und einem Frühschoppen (aufbauen um 09:00) – das ist teintmäßig vollkommen indiskutabel. Vielleicht klappt es ja mal wann- und wo- anders.
Am 29.10. geht es mit Amarillo nach Dinslaken in den Youkon Saloon. Auch das sind 500 Kilometer einfach, und vorsichtshalber mit Hänger, damit es nicht zu schnell geht. Am nächsten Tag dann ist Countrymesse in Nürnberg. Ich werde mich also – toc toc toc, wenn alles glatt geht – irgendwann gegen 16:00 aus dem Auto falten. Dann ist um 16:30 der Gig mit Gitty & Rainer im Bluebird Cafe, um 17:30 mit der Mark Bender Band auf der Stars’n Stripes-Bühne und ebenfalls dort um 18:30 der Slot mit Amarillo. Direkt anschliessend so um 19:30 ist dann die große Abendsession. Das sind dann ääääh 1000 Kilometer und 4 Gigs und eine Session in 36 Stunden. Nur 36 Stunden Teil 2 sozusagen. Wenn ich es recht bedenke, vermute ich, daß auch *das* schlecht für den Teint werden wird. Aber man will es ja nicht anders.