Aus der losen Serie “Sessions im Franken” hier ein Bericht zum “Jam with Jeanne”, welcher jeden Mittwoch im Cult in Nürnberg stattfindet.
Zusammenfassend: Immer Mittwochs im Cult in Nürnberg. Hoher Spaßfaktor, kompetente Sessionmoderation, hohes musikalisches Niveau. Eigenes Equipment erforderlich. Am wichtigsten: Ohren! Aber wo ist das nicht so.
Über eine Einladung des verehrten Kollegen Gerald Haussner bin ich über diese Veranstaltung gestolpert und Anfang Februar mit kleinem Besteck 🙂 (Twin, Streßbrett und Tele) um 19:00 am Cult aufgeschlagen, ohne wirklich zu wissen, was mich erwartet. Der Laden ist um diese Zeit natürlich noch leer. Egal, Regel Nummer 1 bei Sessions mit eigenem Equipment: Früh genug anrücken, um einen halbwegs akzeptablen Platz zu ergattern.
Begrüßt werde ich sehr herzlich vom Sessionmanager Greg McKoy. Greg ist ein Monsterkeyboarder, Monstersänger, Monstermitderlinkenhandbassist, Monsterstimmungskanone und monstermäßig nett, wie ich schon bald feststellen soll. Greg war früher unter anderem international erfolgreich mit der S.O.S. Band.
Stage left am Bühnenrand, das ist genau meine Kragenweite. Aufgebaut, linecheck, (eigenes Mikro und Kabel dabei) passt. Das Cult hat zwei Bühnen – die kleinere ist im Raum, in dem auch die Bar ist, mit Platz für gut 100 Leute. Diese Bühne ist gewinkelt, Schlagzeug ist vorhanden und platzsparend in einer Nische untergebracht – alles ganz findig eingerichtet. Beschallung: H&K Lucas mit 2 Monitoren über ein 16er Pult, das von Greg hinter dem Keyboard bedient wird. Vollkommen ausreichend für eine zünftige Session.
Schon rückt auch der Gitarrero der Hausband an: Jürgen Schottenhamml. Schon oft gehört, nie getroffen – Zeit wird es!
Jürgens Vibrolux findet seinen Platz neben meinem Twin. Auch der Rest der Hausband trudelt ein: Andreas Müller am Bass (der direkt ins Pult geht), Güven Sevincli an den Drums. Güven kenne ich ja aus meiner Zeit bei der schweizer Sängerin Britta T – sehr schön, da kann am Schlagzeug ja schon mal nichts mehr schiefgehen! Zumal der rundumtalentierte Gerald Haussner auch eingetrudelt ist – an Baß, Schlagzeug oder Keys eine Bereicherung für jede Session.
Der Laden füllt sich zusehends, gut, daß ich mir frühzeitig einen Barhocker ergattert habe. Zeit für einen Kaffee, dann erscheit die Namensgeberin des Abends: Jeanne Carroll, die zurecht immer wieder als eine der großen chicagoer Blues Ladies bezeichnet wird und in Ihrer Vita Gigs mit Duke Ellington, Count Basie, Dizzy Gillespie, Muddy Waters, Lester Young, Charlie Mingus nennen kann. (Wenn Jeanne mal nicht kann, ist da Ihre Tochter Karen Carroll, die in guter Familientradition ebenfalls mit internationalen Größen wie Albert King, Buddy Miles u.v.a. unterwegs war und ist.)
Die Hausband eröffnet mit einer straffen Jumpbluesnummer. Wow, das knackt. Ab der dritten Nummer kommt Jeanne auf die Bühne. Wirklich beeindruckend! Noch drei Nummern, und Jeanne geht wieder an die Bar und der Jam ist eröffnet.
Greg bittet mich auf die Bühne, und ab geht es. Eine sehr vergnügliche Achterbahnfahrt durch alle möglichen Stilistiken – Swing, Funk, Rock paar Bluesnummern – aber immer ohne planloses Genudel im dreiundzwanzigsten Solodurchgang. Sehr angenehm. Greg gibt Zeichen und hat den Laden im Griff, und die Breaks knallen dank eindeutiger Kommunikation wie geprobt. Na ja, viele… Nach und nach gesellen sich eine Saxerin, ein Klarinettist und diverse Sänger auf die Bühne; und auch der Rest der Besetzung wechselt mal durch. Bevor es unübersichtlich wird, läutet Greg die erste Pause ein – perfektes Timing.
Die zweite Runde eröffnet wieder die Hausband mit Jeanne – aber ich darf gleich mitmachen. Ein Vergnügen, mit diesen Jungs auf der Bühne zu stehen. Und dann kommen so mal eben Tony Davis oder Ray Horton für ein paar Nummern auf die Bühne. Jawoll! So und nicht anders.
Es gibt auch noch eine zweite Bühne im Cult – deutlich größer, mit 23 kW Sound, einem Soundcraft Vienna II, pfundweise Licht, 4 Monitorwegen und Platz für 250 Zuhörer – da wird dann die Session am 16.3. stattfinden.
Pssst. Da hat Greg Geburtstag…